Die Historie von GUT STACHET

 
Im Jahre 1852 heiratete die Stachetererbin Kreszentia Moosmair den aus Straußdorf stammenden Johann Baptist Aschauer, der von 1896 bis 1876 erster Bürgermeister von Frauenneuharting werden sollte, nachdem er vorher schon Gemeindevorsteher gewesen war.

1872 baute Aschauer ein Brauhaus mit Keller und begann mit dem Brauen von Braunbier, ohne jemals den Beruf des Bierbrauers erlernt zu haben. Trotzdem blieb die Landwirtschaft noch auf längere Zeit die Haupterwerbsquelle des Stacheter Gutes.

Aschauer braute jedoch nicht nur das Bier, sondern schenkte es auch in seinem Wohnzimmer an bis zu 20 Gäste aus, den Liter für 24 Pfennige. Dies brachte ihm im August 1877 eine Anzeige ein, denn er besass keine distriktpolizeiliche Bewilligung zum Betreiben der Schankwirtschaft. Das königliche Bezirksamt Ebersberg schritt daraufhin sofort dagegen ein und beauftragte die Gemeinde, Johann Aschauer vom Schankverbot in Kenntnis zu setzen, was auch prompt durch den damaligen Bürgermeister Rauth im September geschah.

Doch bereits am 2.September des gleichen Jahres richtete Aschauer das Gesuch an das Königliche Bezirksamt Eberberg um Erlaubnis zur Ausübung des Schankgewerbes in der ehemaligen Wohn- und Schankstube seines Wohnhauses mit Verabreichung von kalten und warmen Speisen.
Nur vier Tage später erschien eine Kommission auf dem Stacheter Hof, nahm die Räumlichkeiten in Augenschein und forderte für eine Schankgenehmigung noch einige bauliche Veränderungen. Nach deren Verwirklichung stand der gewünschten Schankgenehmigung nichts mehr im Wege.

Das alte Stacheter LogoDas alte Stacheter-Logo

Interessant ist, was Uschi Treffer in Ihrem Beitrag „Radeln für eine Stacheter Maß“ vom 02.März 1995 in den Ebersberger neuesten Nachrichten über das allgemein beliebte Stacheter Braunbier zu berichten weiß:

Das Dunkle muß gut gewesen sein, jedenfalls schenkte Aschauer es bald darauf, ab 1877, aus seinen
Lagerkellern und in einem Lokal aus und ausserdem vergrösserte er die Brauanlagen. Die Gerste für die
angegliederte Mälzerei lieferten Bauern aus der Umgebung und die eigenen Landwirtschaft, das brennmaterial, nämlich der Torf, stammte ebenfalls von den Bauern. 1908 baute der Sohn Johann Baptist, der wie sein Vater kein gelernter Brauer war, einen neuen Saal.

Während draußen der Erste Weltkrieg tobte, radelten die Münchner am Wochenende aus der Stadt nach
Stachet. Bekannt war der Biergarten aus zweierlei Gründen: zum einen nämlich für den wunderschön angelegten kleinen „ Kastanienwald“, von dem heute allerdings nicht mehr viel übrig ist; zum anderen für die „Stacheter maß“.
Lediglich die erste Maß, die damals in Steinkrügen mit Deckeln ausgeschenkt wurde, mussten die Ausflügler ganz bezahlen. Jede weiter maß kostete nur die Hälfte, war allerdings auch schlecht eingeschenkt – ungefähr zu drei Quarteln.“

Der alte Bräustüberl-Schriftzug

1917 starb Johann Baptist Aschauer. Bis zu ihrer Vermählung mit einem gewissen Alois Stadler ging es mit dem Betrieb bergab.
Nachdem der den Gutshof gänzlich heruntergewirtschaftet hatte, übernahmen die Söhne des verstorbenen Aschauer den Betrieb. Alois Aschauer, der Landwirtschaft studiert hatte, widmete sich den Stacheter Bauernhof, während sein Bruder Johann, der das Brauwesen in Weihenstephan erlernt hatte, sich um die Brauerei Stachet kümmerte.

1926 begann die gr0ße Blütezeit des Stacheter Bräu. Nach seiner Heirat mit Maria Schweiger übernahm Alois Aschauer den gesamten Betrieb, da sich die getrennte Betriebsführung als nicht effektiv erwiesen hatte. Sein Bruder Johann erwarb sich im gleichen Jahr für 15 000 Reichsmark die Schloßwirtschaft in Falkenberg.
Zusätzlich zum Braunbier begann man jetzt in Stachet auch helles Bier zu brauen.

Nachdem Alois Aschauer als tüchtiger Geschäftsmann erkannt hatte, dass der Biermarkt in er näheren
Umgebung gesättigt war, versuchte er sich in München. Während die Wirtschaften in der näheren Umgebung mit Pferdefuhrwerken beliefert wurden, schaffte er sich für die Fahrten nach München einen Lastwagen an.

1929 eröffnete er in Solln bei München eine eigene Gastwirtschaft.
Diese hatte er auf den Grund einer Brandruine errichtet, die sein Schwiegervater gekauft hatte.
Bei dieser Unternehmung übernahm er sich jedoch finanziell, so das er fast seinen ganzen Viehbestand
verkaufen musste. Das Gasthaus betrieb er nicht selbst, sondern verpachtete es, bis es schließlich vor dem zweiten Weltkrieg verkauft wurde.

1932 legte Alois Aschauer in der Klenzestraße in München ein Getränkedepot an, von wo aus er 40 Läden, mehrere Stehausschänke und einige Gastwirtschaften mit Stacheter-Bier belieferte, das bei Kennern einen guten Ruf hatte.

Aber auch dem technischen Fortschritt im Brauwesen verschloß sich Alois Aschauer nicht. So ließ er in seiner Brauerei unter anderem eine elektrische Kühlanlage installieren. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen trafen auch den Stacheter Bräu sehr hart. Wurde doch zu seinem Beginn gleich die Herstellung von Voll- und Starkbier verboten. Es gab nur noch Lagerbier mit einem Gehalt von 10,5 Prozent Stammwürze, der im Laufe der Jahre auf 2,4 Prozent sank. Auch musste zu Beginn der 40er Jahre der Ausschank der beliebten Stacheter Maß eingestellt werden.

Nach Kriegsende erließ General Patton ein absolutes Brauverbot. Erst im Mai 1946 durfte wieder Bier gebraut werden, allerdings mit einem Stammwürzgehalt von nur 1,7% Erschwerend kam hinzu, das die notwenigen Rohstoffe äußerst knapp waren. Erstmals nach 10 Jahren wurde in Stachet 1949 wieder richtiges Bier gebraut.

1951 begann Aschauer zusätzlich mit der Produktion von Limonaden.

Vor seinem frühen Tod 1957 mit nur 54 Jahren modernisierte Alois Aschauer noch die Brauerei und den landwirtschftlichen Betrieb. Seine unternehmerischen Fähigkeiten hatten die Brauerei zu hoher Blüte gebracht.
Nach seinem Tod war seine Witwe gezwungen den Betrieb weitgehend allein zu führen.

1963 verpachtete Maria Aschauer die Brauerei an den Brauereibesitzer Stockbauer in Haselbach im
Bayrischen Wald. Zwei Jahre später übernahm sie den Betrieb wieder selbst, nachdem es mit dem Pächter zu erheblichen Differenzen gekommen war.

Maria Aschauer verstarb am 18.03.1970. Ihre Tochter verkaufte am 20. Januar 1971 die Brauerei an die Pschorr-Brauerei in München.
Damit war das Ende des fast hundertjährigen Stacheter-Bräus besiegelt.